Das Kulturzentrum der Deutschen aus Usbekistan Wiedergeburt wurde zu einer Plattform für den Erfahrungsaustausch und die Entwicklung von Medienkompetenzen.
Vom 20. bis 24. August 2025 veranstaltete das Kulturzentrum der Deutschen aus Usbekistan Wiedergeburt in Taschkent gemeinsam mit dem IFA (Institut für Auslandsbeziehungen) ein Medienseminar „Niedrigschwellige Medienseminare für Vertreter deutscher Minderheiten in Zentralasien, dem Kaukasus und Russland“. Die Veranstaltung brachte 16 Teilnehmer aus Usbekistan, Kasachstan, Kirgisistan, Russland und Georgien zusammen. Sie wurde von den deutschen IFA-Gastrednern Angelina Davydova und Ella Chichigin moderiert.

Die moderne Welt diktiert ihre eigenen Bedingungen: Kommunikation, Selbstdarstellung und sogar die Bewahrung des kulturellen Erbes finden zunehmend auf digitalem Wege statt. Die deutschen Minderheiten in den GUS-Staaten beteiligen sich aktiv an diesem Prozess und nutzen soziale Netzwerke, Blogs und Videoplattformen, um ihre Kultur, Sprache und Traditionen zu fördern.
Angelina Davydova: „Unsere Aufgabe ist es, den Vertretern der deutschen Minderheiten die notwendigen Werkzeuge an die Hand zu geben, um effektiv über sich selbst, ihr Leben, ihre Geschichte und ihre Traditionen zu berichten. Dies ist besonders wichtig, da die offiziellen Medien nur selten über die Aktivitäten der nationalen Gemeinschaften berichten“.

Das Seminarprogramm war reichhaltig und vielseitig. Während der fünf Tage hörten die Teilnehmer theoretische Vorträge, absolvierten praktische Übungen und arbeiteten in Minigruppen an ihren eigenen Medienprojekten.
Die Hauptblöcke des Seminars waren:
– Analyse des Medienkonsums der Seminarteilnehmer, ihrer Medienkompetenzen und des Bedarfs an deren Weiterentwicklung;
– Vortrag und Diskussion über die Entwicklung von Medien und sozialen Netzwerken in den letzten Jahrzehnten, einschließlich der Fragen von Medienformaten, der Entwicklung von Audio- und Videoformaten und der sich wandelnden Rolle von Journalisten und anderen Erstellern von Medieninhalten;
– die Ziele des Journalismus und der Journalisten von heute; die Hauptprobleme der Medien in der heutigen Zeit und mögliche Wege zu ihrer Lösung;
– verschiedene Nachrichtenformate: Analyse verschiedener Ansätze der Nachrichtenberichterstattung, einschließlich publikumsabhängiger Ansätze;
– Praktische Übungen zum Schreiben von Artikeln, zur Produktion eines Podcasts oder zur Vorbereitung einer Reihe von Beiträgen in den sozialen Medien zu einem ausgewählten Thema;
– eine Diskussion über die Zukunft der Medien und mögliche Medienprojekte, die auf den Medienmärkten Osteuropas und Zentralasiens noch nicht vertreten sind;
– Vorstellung deutschsprachiger Medien in Osteuropa und Zentralasien, Diskussion über die Möglichkeit, für sie Materialien zur Veröffentlichung vorzubereiten.

Der praktische Teil, bei dem die Teilnehmer ein interaktives Rollenspiel „Rotkäppchen“ spielten, war von besonderem Interesse. Ein aus der Kindheit bekanntes Märchen wurde zu einem Werkzeug, um darüber nachzudenken, wie dieselbe Geschichte völlig anders klingen kann, je nachdem, wer sie erzählt.
Die Spieler versuchten, die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln zu erzählen – von der Heldin selbst bis zum Wolf – und dabei auch die Zwänge zu berücksichtigen, mit denen Journalisten konfrontiert sind: die Eigenschaften des Publikums, die Position der Medieneigentümer, die Interessen der Werbekunden und andere Faktoren. Diese Erfahrung hat uns in der Praxis gezeigt, dass Medieninhalte niemals neutral sind: Hinter jeder Veröffentlichung stehen spezifische Ziele, Ansichten und Ressourcen.

Die wichtigste Schlussfolgerung aus dieser Übung ist einfach, aber für die heutige Informationswelt äußerst wichtig: Man sollte nicht der ersten Quelle voll und ganz vertrauen. Es ist notwendig, Fakten zu überprüfen, Versionen zu vergleichen und zu berücksichtigen, wer ein Medienprodukt erstellt, wer es finanziert und für welches Publikum es bestimmt ist. Denn nur ein kritischer Blick auf Informationen kann uns dem wahren Bild der Ereignisse näher bringen.

Das Seminar wurde von Studenten und Aktivisten aus Jugendclubs besucht. Viele von ihnen haben bereits erste Erfahrungen in der Arbeit mit den Medien, merkten aber an, dass dieses Format – mit Live-Dialog, Mentoring und der Möglichkeit, durch praktische Übungen zu lernen – für sie besonders wertvoll war. Die Teilnehmer bedankten sich auch bei den Gastrednern für ihre informativen Vorträge und ihre Bereitschaft, ihre Erfahrungen zu teilen. Ihre Beiträge machten die Veranstaltung nicht nur nützlich, sondern auch anregend für die weitere Arbeit.

Unser Medienseminar ist noch nicht zu Ende – es liegen noch vier Monate intensiver Arbeit und anregender Treffen vor den Teilnehmern. Bis zum Ende des Jahres werden etwa acht Online-Kurse stattfinden, die jeweils die Gelegenheit bieten, neue Horizonte zu erschließen, Erfahrungen auszutauschen und die Medienwelt aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Die Online-Treffen werden nicht nur dazu beitragen, das berufliche Wissen zu erweitern, sondern auch dazu, sich als Teil einer vereinten kreativen Gemeinschaft zu fühlen.

Dieses Seminar war ein deutliches Beispiel dafür, dass Medien nicht nur ein Werkzeug für Information, sondern auch für Identität, Dialog und Entwicklung sein können. Die deutschen Minderheiten, die durch geografische Grenzen getrennt sind, haben ein gemeinsames Ziel: die Bewahrung und Förderung ihres kulturellen Erbes mit Hilfe moderner Technologien.
